Mazda MX-5 Ice Race – Heisse Rille auf kaltem Eis

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20 offene Mazda MX5 lieferten sich auf einem See bei Are in Schweden ein einzigartiges Rennen

20 offene Mazda MX5 lieferten sich auf einem See bei Are (S) ein einzigartiges Rennen.

Ein Eisrennen bei Minus 25 Grad in offenen Cabrios: Mazda sorgte mit dem Kultroadster MX-5 einmal mehr für Schlagzeilen und inszenierte eine ausgefallene PR-Aktion. Mit Ex-Formel-1-Star und anderen Kollegen war ich im Team Switzerland für den SonntagsBlick am Start. VIDEO MAZDA MX-5 Ice Race 2011


Start zum Vierstunden-Eisrennen mit Mazda MX-5 bei Are in Schweden
Start zum Vierstunden-Eisrennen mit Mazda MX-5 bei Are in Schweden

In den Vorstandsetagen der Autohersteller wird knallhart kalkuliert. Überall regiert die Vernunft. Nur bei Mazda Europe scheint man anders zu ticken. Nach dem 4-Stunden-Rennen auf dem italienischen Circuit Adria vom Vorjahr, organisierte PR-Direktor Franz Danner unweit vom schwedischen Ski-Weltcup-Ort Are eine noch grössere Verrücktheit: Zwei 2-Stunden-Rennen auf blankem Eis. Die Fahrer: 120 Journalisten aus 26 Ländern, verteilt auf zwanzig speziell präparierte MX-5 Roadster, selbstverständlich offen!

Franz Danner: «Nach dem Open Race in Adria wollten wir einfach noch einen Zacken zulegen und richtig Spass haben.» Auch beim Design der Fahrzeuge liess sich der Österreicher Danner etwas einfallen: «Wir organisierten Design-Wettbewerbe. Es sollten winterliche Sujets sein.» Verziert wurden die MX-5 schliesslich mit bunten Karikaturen von Elchen (Skandinavier), Waldkobolden (Österreicher), Bären (Russland) aber auch Kängurus (Australier). Das Schweizer Auto zierte ein grimmig blickendes Mammut (Bild unten).

Der von Stefan Lüscher, Ex-Formel-Pilot René Arnoux und Schweizer Journalisten-Kollegen gefahrene Schweizer MX-5 war mit einem Mammuth verziert.
Das Mazda MX-5 Ice Race war Spektakel pur, mit Drifts ohne Limiten.
Das Mazda MX-5 Ice Race war Spektakel pur, mit Drifts ohne Limiten.

Als Spielwiese für lustvolle Drifts auf blankem, zwischen 40 und 60 Zentimeter dickem Eis, diente ein 4,9 Kilometer langer Rundkurs. Auf einem riesigen Stausee bei Kall, unweit von Are, wurde er aus dem Schnee gefräst. Die Streckenführung mit über 40 Kurven war höchst anspruchsvoll. Nachts und in den Rennpausen wurde der Naturcircuit wie eine Skipiste mit Hingabe gepflegt.

Danner: «Sowas kann man nirgends sonst organisieren. Hier kommt niemand und befürchtet eine Ruhestörung der Fische oder eine Fehlgeburt bei einem Elch. Im Gegenteil: Auf dem Kallsjön-See werden ständig Fahrkurse und Winterfahrtrainings abgehalten. Das ganze Dorf freut sich und profitiert

Wenig Pflege ausser Routinekontrollen und einem Radlagerdefekt beim Schweizer Auto, benötigten die Fahrzeuge. Ein paar gerissene Spoiler, ein paar Beulen aber keine echten Schäden und keine Ausfälle, lautete das überraschende Fazit. «Wir rechnen mit einer hohen Ausfallquote auf diesem für viele doch sehr exotischen Parkett», orakelte Danner vor den Rennen völlig falsch.

Ausgerechnet die Australier dominierten weite Teile des Rennens. Nach einem zeitraubenden Dreher in den Tiefschnee mussten sie sich dann aber den besonders wild fahrenden Russen beugen. Weniger glücklich lief es für das sechsköpfige Schweizer Team. Dies trotz Mazda Schweiz PR-Direktor Giuseppe Loffredo, der als Teamchef und Rennstratege amtete sowie prominenter Verstärkung durch Ex-Formel-1-Pilot René Arnoux, der im Jura eine Produktion von Spezialteilen für die Uhrenindustrie betreibt. Arnoux (62, 149 Grand Prix für Renault, Ferrari und Ligier, 7 Siege): «Das hier ist auch für mich ein grosser Spass. Aber es ist nicht einfach, richtig schnell zu sein. Man muss sich herantasten und den Grip auf dem Eis suchen. Es ist unbeschreiblich rutschig auf dem See und es gibt viele tiefe Furchen von den Spikes. Normal liebe ich eigentlich das Fahren mit mehr Grip.»

Ex-Formel-1-Star René Arnoux und Stefan Lüscher im Team Switzerland beim Mazda MX-5 IceRace 2011
Ex-F1-Star René Arnoux und Stefan Lüscher im Team Switzerland beim Mazda MX-5 IceRace 2011
Trotz Spikereifen fühlte sich das Eis spiegelglatt an. Ausritte und Dreher waren beim Mazda IceRace an der Tagesordnung
Trotz Spikereifen fühlte sich das Eis spiegelglatt an. Ausritte und Dreher waren beim Mazda IceRace an der Tagesordnung

Immerhin fuhr Arnoux gegen das Rennende eine der schnellsten Rennrunden überhaupt und driftete als 16. durchs Ziel. Aber wie sagte doch Danner so schön: «Gewinnen ist zweitrangig. Der Spass steht an erster Stelle. Und egal, welche Platzierung man herausfährt, am Abend bekommt jeder das gleiche Essen.»

Um ein solch verrücktes Rennen auf die Beine zu stellen, musste auch hinter den Kulissen alles stimmen. Die Planung dauerte denn auch über ein Jahr. Ein zweistöckiges Hospitality-Zelt wurde aufgebaut mit Umkleideräumen für die Fahrer, einem Catering für den ganzen Tross und Arbeitsräumen für die Journalisten. Dazu musste der technische Support, Streckenposten, Abschleppfahrzeuge und vieles mehr organisiert werden. Als Rennleiter amtete der schwedische  Ex-Rallyefahrer Pontus Sandell. Auch an Radarpistolen zur Kontrolle des Tempolimits in der Boxenstrasse wurde gedacht.

«Der Aufwand war riesig, aber die Rechnung sollte aufgehen», ist Danner überzeugt: «Jeder Fahrer wird in seinem Medium erzählen, wie toll sich unser MX-5 auch auf Schnee bewegen lässt. Dazu hatten wir weitere Journalisten und 16 Fernsehstationen.»

Bei der Siegerehrung gab es trotz Minus 20° eine tolle Stimmung.
Bei der Siegerehrung gab es trotz Minus 20° eine tolle Stimmung.

Fast serienmässige Rennautos

Von der Basis präsentierten sich die zwanzig MX-5 Raodster zur Serie fast unverändert: 2.0-Liter-Motor, 160 PS, 6-Gang-Getriebe. Im Detail betrieb das Team von WTCC-Pilot Franz Engstler jedoch viel Feinschliff. Zuerst wurden die MX-5 um rund 100 kg auf 1150 kg erleichtert. Teppiche, Türverkleidungen, Dach, Sitze, Radio, Airbags und vieles mehr wurde ausgebaut. Dafür erhielten die Ice-Race-MX5 ein abnehmbares Rennlenkrad, einen Rennschalensitz und einen Überrollkäfig. Für tollen Sound sorgte eine Doppelrohr-Auspuffanlage, für besseren Grip ein Sperrdifferenzial. Die Federn, Dämpfer und Bremsen wurden für eine wirklich perfekte Balance auf dem eisigen Untergrund speziell abgestimmt und bei Testfahrten im Vorjahr wurde eine ideale Bereifung aussortiert: schmale finnische Eisreifen (10/65 x 16“) mit 200 Spikes.

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