Rallye-Legende Rauno Aaltonen in Interlaken – Gefeiert wie ein Rockstar

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Auf der Strasse würde man den grossen Altmeister der Rallyeszene wohl kaum erkennen. Beim Slalomauftakt in Interlaken begeisterte er als Gastfahrer der MINI Challenge mit einem schweren rechten Fuss und spannenden Anekdoten.

Rauno Altonen gewann 1967 im Mini die Legendäre Rallye Monte Carlo. 44 Jahre später fuhr er den Slalom Interlaken als Gast der MINI Challenge.  

Rauno Altonen gewann 1967 im Mini die legendäre Rallye Monte Carlo. 44 Jahre später fuhr er den Slalom Interlaken als Gast der MINI Challenge.

Die meisten Teilnehmer der MINI Challenge Schweiz waren noch nicht einmal geboren, als Rauno Aaltonen bereits Siege feierte. Der 1938 in Turku geborene Finne blickt auf eine 60-jährige Motorsport-Karriere zurück. Im Alter von 13 Jahren begann er mit Rennbooten, die sein Vater August Aaltonen baute und wurde 7-facher finnischer Meister. Darauf folgten Motorradrennen. Aaltonen bestritt rund 400 Zweiradrennen, Team-Speedway, Sandbahnrennen, Motocross und sogar WM-Läufe ehe er sich Mitte der 50er-Jahre dem Rallyesport zuwendete. Zuerst als Amateur, dann ab 1961 als Profi.

Aaltonen fuhr für Mercedes, dann für Saab und schliesslich für das Werksteeam von BMC. Dort feierte er seine grössten Erfolge und feierte 1967 mit dem krass unterlegenen MINI bei der legendären Rallye Monte Carlo den Gesamtsieg. Nach der MINI-Ära fuhr Aaltonen auch für Lancia, BMW, Fiat und Opel. Die meisten Einsätze bestritt er aber für Datsun (heute Nissan). Und eine seine grossen Rallye-Lieben war die East African Safari Rallye, die er insgesamt 23 Mal bestritt, jedoch nie gewann.

Siegerbild der MINI Challenge in Interlaken mit Stargast Rauno Aaltonen: von links Dino Wintsch (2.), Marcel Muzzarelli (Sieger), Rauno Alltonen und Thierry Kilchenmann (3.)
Siegerbild der MINI Challenge in Interlaken mit Stargast Rauno Aaltonen: von links Dino Wintsch (2.), Marcel Muzzarelli (Sieger), Rauno Alltonen, Thierry Kilchenmann (3.) und Racing-Class-Sieger Daniel Baumeler.

Für MINI durfte ich im Rahmen des Saisonauftakts der MINI Challenge in Interlaken zwei Podiumsgespräche moderieren. Unkompliziert und beinahe freundschaftlich begrüsste mich das Rallye-Ass: «Ich bin der Rauno und freue mich, hier in der Schweiz Gastfahrer zu sein».

Bei einem Slalom? Das ist ja wohl nicht Deine Spezialität.

Rauno: «Das stimmt, aber ich freue mich trotzdem darauf. Früher war tatsächlich alles anders. Man fuhr ganze Tage und Nächte durch. Einmal bei der Rallye Lüttich-Sofia-Lüttich konnten wir während fünf Tagen nur eine Stunde schlafen. Das war schon hart».

Angefangen hast Du aber eigentlich als Beifahrer.

Rauno: «Das stimmt nicht ganz. Ich bin schon vorher Rallyes gefahren, bevor ich bei Mercedes Co-Pilot wurde. Wir haben uns aber am Steuer abgewechselt. Schotter-Prüfungen bin immer ich gefahren.»

Vorher warst Du bei Saab, gemeinsam mit Eric «on the roof» Carlsson, ebenfalls eine Legende.

Rauno: «Stimmt. Erik ist zwar neun Jahre älter als ich, aber er war ein ganz wilder Hund. Ich konnte viel von ihm lernen. Dass er öfter auf dem Dach lag als ich, das stimmt wohl nicht. Auch ich habe mich damals oft überschlagen.»

Deine grössten Erfolge hast Du mit MINI gefeiert. 1967 warst Du Sieger der Rallye Monte Carlo.

Rauno: «Wir haben die Gunst der Stunde genutzt. Unser Auto war leicht, das Team sehr professionell. Wir waren gut vorbereitet.»

Du giltst als Erfinder des Linksbremsens.

Rauno: «Bei einem Fronttriebler hat Linksbremsen es eine ähnliche Wirkung wie die Handbremse. Das ist ein wichtiges Instrument gegen das Untersteuern.»

Damit sind wir bei einem Deiner Lieblingsthemen: der Fahrdynamik. Nach deiner Rallyekarriere hast Du Konzepte für Fahrlehrgänge geschrieben und auch ein sehr erfolgreiches Buch über die Fahrdynamik.

Rauno: «Einfach nur Gas geben und sich auf sein Talent verlassen genügt längst nicht mehr. Es ist enorm wichtig, dass man immer ganz genau Bescheid weiss, wie die Fahrphysik funktioniert und wie man sie zu seinen Gunsten ausnützen kann.»

Dass Rauno dies nicht verlernt hat, bewies er beim Gaststart im MINI. Ohne die Strecke zu kennen fuhr er ambitioniert und schnell. Beim letzten Rennlauf holte er sogar den vor ihm gestarteten Konkurrenten ein und überholte ihn.

Rauno: «Die Strecke ist sehr schnell. Das liebe ich. Aber das Überholen hat mich sicher drei Sekunden gekostet.»

Trotzdem wurde der Finne nach dem Rennen gebührend gefeiert. Begeistert hörte man seinen interessanten Erzählungen zu und anschliessend stellten sich viele der jungen MINI-Piloten in eine Reihe um von der Rallye-Legende wie von einem Rockstar ein Autogramm zu ergattern. Aaltonen fährt noch heute regelmässig Klassiker-Veranstaltungen Überdies ist er als gewiefter Fahrinstruktor bei Hochleistungsfahrkursen von BMW und Porsche regelmässig im Einsatz und ebenso in seiner eigenen, von seinem Sohn Tino geleiteten Firma Aaltonen Motorsport, die auf zugefrorenen Seen in Finnland Fahr- und Driftkurse der Extraklasse anbietet.

 

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