Erster Test und Preise Mercedes A-Klasse – Von einem weissen Blatt Papier

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Die dritte Generation der Mercedes A-Klasse hat mit ihren Vorgängern nur noch den Namen gemein. Ansonsten verfolgt sie ein völlig neues Konzept und jagt völlig neue Kunden im wachsenden Segment der sportlichen, kompakten Premiumfahrzeuge. Eine erste Testfahrt in Slowenien. Von Stefan Lüscher

Die neue A-Klasse von Mercedes verfolgt ein völlig neues Konzept und positioniert sich bei den Premium Kompaktfahrzeugen.
Die neue A-Klasse von Mercedes verfolgt ein völlig neues Konzept und positioniert sich bei den Premium Kompaktfahrzeugen.

Vergessen Sie alles, was sie über die Mercedes A-Klasse wussten. Mercedes hat sich zu einem spektakulären Neubeginn entschlossen und das bisherige hochbeinige Konzept mit doppeltem Boden begraben. Bei der ersten Mercedes A-Klasse war zuerst der Elchtest, der letztlich den weltweiten Siegenzug des Stabilitätsprogramms ESP eingeleitet hat.

Das 1998 eingeführte Fahrzeug war kompakt, die Sitzposition hoch wie bei einem Van, der Sandwich-Boden so ausgelegt, dass die A-Klasse in diesem Zwischenraum problemlos Batterien oder eine Brennstoffzelle hätte aufnehmen können, was allerdings in der Serie nie erfolgt ist.

Erfolg hatte die A-Klasse trotzdem, allerdings waren die Käufer in erster Linie Frauen und Rentner. Als Imageträger und als Animation für die Jugend, sich der Marke Mercedes hinzuwenden, taugte das Kompaktmodell nie.

TRAILER-VIDEO MERCEDES A-KLASSE

Jetzt reitet man auf der jung dynamischen Welle und hatte den grossen Vorteil, das neue Modell auf einem weissen Blatt Papier beginnen zu können. Bei der neuen A-Klasse ist jede einzelne Schraube neu.

Herausgekommen ist ein für Mercedes überraschend progressives und sehr emotionales  Design, rund 40 cm länger und mit einer um 18 cm flacheren Dachlinie als beim Vorgänger, einer ausgeprägt langen Motorhaube und einem verjüngenden Heck mit Spoiler und Diffusor, das entfernte Parallelen zum VW Scirocco hat.

Die neue A-Klasse von Mercedes hinterliess uns bei ersten Testfahrten in Slowenien einen ausgezeichneten Eindruck.
Die neue A-Klasse von Mercedes hinterliess uns bei ersten Testfahrten in Slowenien einen ausgezeichneten Eindruck.

Die direkten Konkurrenten sind wie immer bei Audi und BMW, beim ebenfalls komplett neuen A3 und beim 1er zu suchen. Wie ihr Vorgänger ist die neue A-Klasse ein Fronttriebler, neu wird es aber ab Frühling 2013 auch diverse Allradmodelle, ein Coupé CLA, einen kompakten SUV und die ultimative Sportversion A 45 AMG (Weltpremiere in Genf) mit deutlich über 300 PS geben.

Ab September 2012 mit 109 bis 211 PS
Gestartet wird ab September 2012
mit dem Fünftürer in den vier Ausstattungslinien Basis, Style, Urban und AMG Sport. Dem Sport vorbehalten ist der beim Concept Car gezeigte, fast etwas überstylte Diamantkühlergrill. Dazu gibt es diverse verlockende Design-Pakete für die Individualisierung.

 

Als Antriebe stehen neue, quer eingebaute Turbomotoren zur Verfügung. Sie arbeiten mit relativ kleinen Hubräumen und generieren schon bei sehr tiefen Drehzahlen hohe Drehmomente, was eine betont ruhige, unaufgeregte Fahrweise begünstigt. Auch die Verbrauchswerte können sich sehen lassen, zumal die neue A-Klasse mit einer rekordverdächtig guten Aerodynamik aufwarten kann und alle Triebwerke schon serienmässig über Stopp-Start verfügen.

Bei den Benzinern geht das Leistungsspektrum zur Markteinführung von 122 bis 211 PS, bei den Turbodiesel hat man die Wahl zwischen 109 PS und 136 PS, was sich im A 200 CDI aber dank 300 Nm ab 1600/min schon sehr kräftig anfühlt. Die Benziner verbrennen im Normmix ab 5,5 l/100 km, bei den Diesel sind es ab 3,8 l/100 km.

Die neue A-Klasse von Mercedes strahlt Dynamik und Sportlichkeit aus.
Die neue A-Klasse von Mercedes strahlt Dynamik und Sportlichkeit aus.

Eine ausgezeichnete Wahl stellt auch das ebenfalls neue 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe dar (als Option CHF 2795.–). Man kann es im Automatikmodus Comfort oder Sport fahren oder mittels etwas klein geratener Schaltwippen am Lenkrad manuell schalten. So oder so wechselt es die Gänge effizient und butterweich ohne jeden Schaltruck.

Ausgezeichnetes Fahrverhalten
Der neue Stern in der Kompaktklasse, wie ihn die Mercedes-Verantwortlichen gerne titulieren, verzichtet im Vergleich zur Konkurrenz auf adaptive Stossdämpfer und unterschiedliche Fahrdynamikprogramme. Trotzdem kann man ihm nach ersten Testfahrten ein äusserst ausgewogenes Fahrverhalten mit hohen Kurvengeschwindigkeiten und eine tadellose Traktion attestieren. Die elektromechanische Lenkung agiert sehr präzis und vermittelt sehr guten Fahrbahnkontakt. Im Grenzbereich verhält sich die neue A-Klasse jedoch markentypisch eher konservativ und nie auch nur ansatzweise übersteuernd. Das dezent eingreifende ESP lässt sich bei Bedarf nur teilweise und über mehrere Klicks in einem Untermenu deaktivieren, was aber den dynamischen Charakter der A-Klasse und den Fahrspass keineswegs schmälert.

Ein iPhone auf Rädern
Auch der Sitzkomfort, das Platzangebot und die Ausstattung lassen kaum Wünsche offen, zumindest wenn man bei letzterem vom umfangreichen Optionenkatalog ausgiebig konsumiert. Da gibt es alles was gut und teuer ist und man von höheren Fahrzeugklassen kennt. Dazu gehören auch diverse Assistenten wie Pre Safe, ein aktiver Parkassistent, die sehr empfehlenswerte kamerabasierte Schildererkennung und ein hervorragender adaptiver Fernlichtassistent mit Bi-Xenon-Licht. Zur Serienausstattung gehören der Attention Assist, der die Aufmerksamkeit des Fahrers überprüft und diesen wenn nötig zur Kaffeepause schickt und neu ein Collision Prevention Assist, der radargestützt vor Auffahrunfällen warnt und beim optimalen Bremsen hilft.

Gegenüber seinem Vorgänger ist die neue A-Klasse von Mercedes 40 cm länger und 18 cm niedriger.
Gegenüber seinem Vorgänger ist die neue A-Klasse von Mercedes 40 cm länger und 18 cm niedriger.

Für die Generation Facebook ist die A-Klasse ein iPhone auf Rädern, die das Trend-Smartphone komplett integriert und dessen Inhalte über Sprachsteuerung oder Tasten auf das 14,7 cm grosse Fahbdisplay im iPad-Look zaubert: Facebook, Twitter und diverse Mercedes-Apps wie Wetter, News, Sonderzielsuche und eigene Routen.

Steckbrief: Mercedes-Benz A 200 BlueEfficiency
Modell
: Kompaktmodell mit 5 Türen und 5 Sitzplätzen
Länge/Breite/Höhe
: 4,29 m/1,78 m/1,43 m
Radstand
: 2,70 m
Gewicht
: 1370 kg
Laderaum:
341 bis 1157 Liter
Motor
: Benziner 1,6 Liter Turbo Leistung 156 PS/115 kW, 250 Nm von 1250 bis 4000/min.
Antrieb
: Vorderrad, 6-Gang-Getriebe
Fahrleistungen
: 0-100 km/h in 8,4 s, Spitze 224 km/h
Verbrauch
: Norm 5,5 l/100 km (mit 16“-Bereifung)
Preis
: CHF 35’900.–
Markteinführung
: September 2012

Weitere Modelle:
A 180
, 1,6 Liter, 122 PS, 6-Gang, CHF 29’900.– (Einführungspreis bis 31.12.12)
A 250
, 2,0 Liter, 211 PS, 7-Gang-DCT, CHF 43’200.–
A 250 Sport
, 2,0 Liter, 211 PS, 7-Gang-DCT, CHF 47’300.– (ab Dezember 2012)
A 180 CDI
1,5 Liter, 109 PS, 6-Gang, CHF 33’900.–
A 180 CDI
1,8 Liter, 109 PS, 7-Gang-DCT, CHF 36’695.–
A 200 CDI
, 2,0 Liter, 136 PS, 6-Gang, CHF 37’900.–

Plus
+  komplett neues Konzept mit progressivem Design
+  neue Turbomotoren mit sehr breitem Drehzahlband
+  raffinierte Multimedia-Anbindungen (Internet, iPhone)
+  sehr ausgewogenes Fahrverhalten

Minus
–  eher konservative Fahrwerkabstimmung
–  keine speziellen Fahrdynamikprogramme

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