Über den Klausenpass im BMW Z4 28i – In einem Roadster ist immer der Weg das Ziel

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Geplant war eine sonnige Cabriofahrt im BMW Z4. Es kam anders. Bei apokalyptischem Wetter genossen wir ein beinahe mystisches Erlebnis in einer spektakulären Bergwelt. Von Stefan Lüscher, Fotos Vesa Eskola

Mit dem BMW Z4 war die Fahrt über den Klausenpass auch oder gerade wegen des schlechten Wetters ein einzigartiges Erlebnis.
Mit dem BMW Z4 war die Fahrt über den Klausenpass auch, oder gerade wegen des schlechten Wetters, ein einzigartiges Erlebnis.

Bei makellos warmem Sonnenschein Cabrio fahren, das gönnen sich viele. An solch herrlichen Tagen kurvt man jeweils mit vielen Gleichgesinnten im Convoy über Berg und Tal und lässt im dichten Ausflugsverkehr die Landschaft vorbei gleiten. Ehrlich gesagt, war das mit dem BMW Z4 28i auch unser Plan.

Oft kommt es jedoch anders, als man denkt. In den Bergen schlagen unberechenbare Wetterlaunen erbarmungslos zu. Nichts mit Sonnenschein. Regen prasselt vom Himmel und dämpft die Stimmung. Tief hängende Wolkenfetzen ziehen an den Bergzügen vorbei. Die Szenerie wird mit jeder Minute dramatischer.

Eine verlassene, nasse Strasse, Hinterradantrieb und 245 PS unter der Haube, was will man mehr...
Eine verlassene, nasse Strasse, Hinterradantrieb und 245 PS unter der Haube, was will man mehr…

Wir lassen uns nicht unterkriegen. Schliesslich sitzen wir in einem der fahraktivsten zweisitzigen Sportcabrios. Unter der langen und emotional gewölbten Motorhaube verfügen wir über einen neuen Vierzylinder-Turbo mit modernster Technik für eine üppige Kraftausbeute bei möglichst geizigem Spritkonsum. Viel Fahrspass verheisst der klassische Hinterradantrieb, welcher die Freude am Fahren bei einem BMW besonders prägt. Und vor uns wartet eine fast menschenleere Landstrasse, die sich von Altdorf am Vierwaldstättersee über 47,8 Kilometer und hunderte Kurven bis nach Linthal im Kanton Glarus erstreckt.


FOTOS: VESA ESKOLA

Mit 1952 m ü. M. ist die Klausenpasshöhe zwar kein Hochgebirge. Trotzdem gehört der Klausen bei passionierten Passfahrern zu den Höhepunkten. Ausser heute.

Auf Knopfdruck mutiert unser Cabrio in 22 Sekunden zum vollwertigen Coupé mit eigenständiger Optik. Bei diesem Wetter hat das klappbare Blechdach schon was. Auch wenn es nur das Gefühl von Geborgenheit und Stabilität ist. Ansonsten kann man auch mit modernen Stoffdächern gut leben. Sie sind leichter und beanspruchen im ohnehin begrenzten Laderaum eines Zweisitzers weniger Platz. Von der Geräusch- und Temperaturisolation sind sie Blechdächern nur marginal unterlegen und die Wintermonate fristen Cabrios, als Zweitwagen für sonnige Stunden, ohnehin meistens in trockenen Garagen.

Das feste Cabriodach schliesst innert 22 Sekunden. Fahrspass ist im BMW Z4 auch geschlossen und bei Regen garantiert.
Das feste Cabriodach schliesst innert 22 Sekunden. Fahrspass ist im BMW Z4 auch geschlossen und bei Regen garantiert.

Von Altdorf kurven wir durchs Schachental, vorbei an saftigen und enorm grünen Wiesen. Wir nähern uns über eine schmaler werdende Strasse der Baumgrenze und freuen uns über das straffe, aber nicht zu harte Fahrwerk des Z4 sowie dessen präzise Lenkung.

Der Klausen ist kein sehr hoher, mit seinen Kehren aber ein spektakulärer Alpenpass.
Vor rund 200 Jahren genoss der Klausenpass bereits hohen Stellenwert als Handelsweg von Italien. Damals war er aber noch ein beschwerlicher Saumpfad.

Wir schlagen trotz Regen ein flottes Tempo an. Die hervorragende Durchzugskraft des Turbo-Triebwerks und das verzögerungsfreie Wechselspiel der herausragenden 8-Gang-Automatik sind ein Traum.

Bei schlechtem Wetter wirkt der Klausenpass wesentlich dramatischer.
Bei schlechtem Wetter wirkt der Klausenpass wesentlich dramatischer.

Kurz vor der Passhöhe werden wir eingebremst. Tief hängende Wolken rauben uns die Sicht und freilaufende, ziemlich unverständig blickende Kühe mahnen zur Vorsicht.

Beim 1903 erbauten Hotel Klausen Passhöhe entschädigt uns eine einzigartige Stimmung für entgangene Sonnenstrahlen. Auf der Passhöhe entdecken wir die Ziellinie des legendären Klausenrennens. Auf der 1899 erbauten staubigen Schotterstrasse wurden von 1922 bis 1934 regelmässig Bergrennen mit internationaler Bedeutung durchgeführt. Seit 1993 gibt es ab Linthal in unregelmässigen Abständen das Klausenrennen Memorial. Das nächste ist für 2013 geplant.

Mit zwei Seelen, als Coupé und Cabrio, ist der Z4 ein toller Freizeitbegleiter.
Über spektakuläre Kehren schrauben wir uns in Richtung Glarnerland hinunter. Die Kantonsgrenze erreichen wir jedoch erst nach dem Urnerboden, was eine hübsche Anekdote erklärt. Die Urner und die Glarner fochten einen jahrelangen Streit um ihre Kantonsgrenze aus. Um ihn zu schlichten sollten sich zwei Läufer entgegenlaufen. Der Treffpunkt markierte die neue Grenze. Beim ersten Hahnenschrei durften die Läufer starten. Die schlauen Urner gaben ihrem Hahn abends kein Futter – so krähte er als Erster. Der wohlgenährte Glarner Hahn hingegen verschlief. Seither gehört der Urnerboden, mit rund 1000 Rindviechern während der Sommermonate eine der grössten Alpen der Schweiz, zum Kanton Uri.

So macht Passfahren Spass. Ich, der BMW Z4, phanstastische Kurvenfolgen und eine fast mystische Bergstimmung.
So macht Passfahren Spass. Ich, der BMW Z4, phanstastische Kurvenfolgen und eine fast mystische Bergstimmung.

Wir geniessen es, den letzten Nebelschwaden und den drohenden, schwarzen Felswänden zu entkommen und lassen uns durch die engen Kurvenpassagen vor Linthal tragen. Dort erinnern ebenso gepflegte wie rutschige Kopfsteinpflasterkurven ein letztes Mal ans Klausenrennen. Welch verwegenes Abenteuer die einstigen Rennfahrer mit ihren klapprigen Kisten, bar jeglicher Assistenzsysteme bewältigten, wird uns erst dank der widrigen Wetterkapriolen klar und steigert unseren Respekt vor den einstigen Lenkradakrobaten deutlich.

Steckbrief: BMW Z4 sDrive 28i Roadster
Modell
: zweisitziger Roadster mit versenkbarem Festdach
Länge/Breite/Höhe
: 4,24 m/1,79 m/1,29 m
Radstand
: 2,495 m
Gewicht
: ab 1495 kg
Laderaum:
180 bis 310 Liter
Motor
: 2.0-Liter-Vierzylinder-Twin-Turbo, Leistung 245 PS/180 kW, 350 Nm bei 1250 bis 4800/min.
Antrieb
: Hinterradantrieb, 6-Gang-Getriebe (Option 8-Gang-Automatik, CHF 3520)
Fahrleistungen
: 0-100 km/h in 5,7 s, Spitze 250 km/h
Verbrauch
: Norm 6,8 l/100 km
Preis
: CHF 67’400.–

Plus
+  hervorragende 8-Gang-Automatik
+  sehr elastischer neuer Twin-Turbo-Motor mit sparsamem Verbrauch
+  Hinterradantrieb mit guter Traktion
+  fahraktives und doch komfortables und gutmütiges Fahrwerk

Minus
–  Katalog mit vielen kostspieligen Optionen
–  begrenztes Platzangebot

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