Track-Test Aston Martin V12 Zagato: Die Legende rennt

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Das exklusive Sondermodell Aston Martin V12 Zagato wurde nur 150 Mal gebaut. Von Hand. Wir fuhren einen von zwei existierenden Rennprototypen auf dem Grand Prix Kurs des Nürburgrings. MIT VIDEO! Von Stefan Lüscher

Mit dem Protoypen des Aston Martin V12 Zagato auf der Rennstrecke, war ein prickelndes Erlebnis.

Mit dem Protoypen des Aston Martin V12 Zagato auf der Rennstrecke, war ein prickelndes Erlebnis

Einen von Hand gebauten Prototypen volles Rohr auf einer Rennstrecke fahren zu dürfen, und dies als Journalist, das ist wohl nur bei Aston Martin möglich. Beim Lieblings-Autohersteller von James Bond ist alles ein bisschen anders. Dr. Ulrich Bez (68), ehemaliger Entwicklungschef bei Porsche, BMW und Daewoo, hat der britischen Traditionsmarke neuen Glanz verliehen. Mit ihrem stilvollen Design gelten Aston Martin ohnehin zu den schönsten Fahrzeugen der Welt. Seit der charismatische Automann Bez die Marke von Ford wieder in die Unabhängigkeit führte, ist sie nun auch dauerhaft profitabel. Dr. Bez verrät: «2010 konnte das Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent verbessert werden». Und der deutsche Manager weiss auch warum: «Unsere Produktepalette hält nicht nur grossartige Sportwagen für jeden Einsatzbereich bereit. Inzwischen bauen wir Fahrzeuge mit einer hohen Zuverlässigkeit und in einer Qualität, die sich mit allen anderen Marken messen kann.»

VIDEO Aston Martin V12 Zagato Nurburgring TRACK-TEST_v2

Bez ist ein Mann an der Front. Er ist genau so begeistert von seinen Fahrzeugen wie die Kunden. Und er liebt den Rennsport. Wie viele einst im Rennsport aktive Autopioniere versteht er realen Nutzen aus den Motorsporteinsätzen zu ziehen. Wolfgang Schuhbauer (46), Chef des Aston Martin Testcenters auf dem Nürburgring, bringt es auf den Punkt: «Wir sind ein kleines Unternehmen. Daher nutzen wir den Rennsport nicht nur für unser sportliches Image. Für uns sind die GT-Einsätze auf dem Nürburgring besonders harte Testkilometer aus denen wir viele Lehren für die Serienprodukte ziehen. Deshalb sind wir auch oft selbst hinter dem Lenkrad: Unser Chef Dr. Bez, ich und andere Ingenieure.»

Das war auch beim Startschuss zum neuen Aston Martin V12 Zagato nicht anders. Das in Zusammenarbeit mit dem italienischen Star-Karrossier entstandene Sondermodell wurde aus einer spontanen Idee des Chefs geboren. Dann musste es sich zuerst mal auf dem Nürburgring bewähren. Das legendäre 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife gilt als ultimativer Prüfstein. Schuhbauer: «Wir haben mit unseren beiden, von den Fans Zig und Zag genannten Fahrzeugen, über 230 Runden und beinahe 6000 Rennkilometer abgespult. Daraus resultierten enorm viele Daten und Erkenntnisse für den danach erst beschlossenen Serienbau des V12 Zagato.»

Im kargen Renncockpit des Aston Martin V12 Zagato sitzt man zwischen Rohren extrem tief und nah beim Lenkrad.

Im kargen Renncockpit des Aston Martin V12 Zagato sitzt man zwischen Rohren extrem tief und nah beim Lenkrad.

Heute bin ich mit dem Fahren an der Reihe. Während der rote V12 Zagato im Scheinwerferlicht der IAA Frankfurt präsentiert wurde, steht mir der grüne exklusiv für schnelle Testrunden auf dem Nürburgring zur Verfügung.

Um über die Rohre des eingeschweissten Überrollkäfigs besser einsteigen zu können, lässt sich das Lenkrad abnehmen. Im Rennschalensitz werde ich mit 6-Punkt-Gurten festgezurrt. Vom edlen Luxus der Serienprodukte, vom betörenden Duft der hochwertigen Lederausstattung ist nichts geblieben. Nur die wichtigsten Anzeigen. Schuhbauer: «Der V12 Zagato ist kein kompromissloser Rennwagen. Das würde unserer Philosophie nicht entsprechen. Wir bauen hochwertige GT-Fahrzeuge, die man mit wenigen Modifikationen auch im Rennsport einsetzen kann.»

Imposante Erscheinung: Der 6-Liter-V12 sorgt im Aston Martin V12 Zagato für einmaligen Sound.

Imposante Erscheinung: Der 6-Liter-V12 sorgt im Aston Martin V12 Zagato für einmaligen Sound.

Am V12 Zagato im Renntrimm hätte James Bond zweifellos seine helle Freude. Mit ihm liesse sich die Welt im Rekordtempo retten. Allein schon der Klang des V12-Zylinders. Sechs Liter Hubraum und rund 550 PS sind denn auch nicht von schlechten Eltern. Geschaltet wird mit Wippen am Lenkrad. Gegenüber dem V12 Vantage, der technischen Basis des V12 Zagato, wurde eine kürzere Achsuntersetzung montiert und die Aerodynamik mit viel Detailarbeit verbessert. Am Ende der Gegengeraden bin ich im fünften Gang. Das entspricht rund 270 km/h. Für den Blick auf den Tacho bleibt keine Zeit. Anker werfen, einlenken, heraus beschleunigen. Die riesigen Karbon-Bremsscheiben wirken extrem standfest. Die Balance des rund 1420 Kilo schweren Coupés ist mit den Slickreifen ausgezeichnet. Er lenkt in den mittelschnellen Kurvenpassagen ausgesprochen willig ein und neigt nur bei krassem Leistungsüberschuss aus engen Biegungen zu einem gut beherrschbaren Ausbrechen des Hecks.

Für ein Rennfahrzeug verfügt der Aston Martin V12 Zagato über ein überraschend seriennahes Cockpit.

Für ein Rennfahrzeug verfügt der Aston Martin V12 Zagato über ein überraschend seriennahes Cockpit.

Die auf 150 Exemplare limitierte Strassenversion ist eine ganz besondere Exklusivität. Laut Schuhbauer soll sie sehr nah am Rennauto sein. Im Gegensatz zum Renn-GT aber mit edler Innenausstattung und allem standesgemässem Luxus. Die Aluminium-Karosserie wird wie einst bei Touring Superleggera komplett von Hand gebaut. Das relativiert auch den Preis von 330 000 Pfund ohne Steuern. Das sind rund 462 000 Franken.

Die ab Sommer 2012 gebauten 150 Exemplare des Aston Martin V12 Zagato sind eine Hommage an 19 DB4 GT Zagato, die 1960 bis 1962 gebaut wurden. Damals sollten die Italiener den DB4 GT abspecken und dem 310 PS starken Sportwagen zu besseren Fahrleistungen verhelfen. Drei Modelle wurden gar kompromisslos zu Rennwagen aufgebaut. Sie wurden zu den begehrtesten Aston Martin der Geschichte. Sie existieren alle bis heute. Sammler zahlen für einen DB4 GT Zagato rund vier Millionen Dollar.

Comments (1)

KennzeichnerFebruar 21st, 2013 at 12:07

Danke für diesen tollen Bericht! Bin richtig neidisch geworden beim durchlesen;-)!!!

LG

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