Fahrbericht VW Golf VII – leichtfüssiger und sparsamer

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Die Vorgänger des neuen VW Golf verkauften sich über 29 Millionen mal. Da ist es nicht verwunderlich, dass die siebte Evolutionsstufe mehr Evolution statt Revolution ist. Der neue Golf zeigt trotzdem ein klares Plus an Dynamik und Präzision.

Der neue VW Golf ist noch perfekter als seine Vorgänger.

Der neue VW Golf ist noch perfekter als seine Vorgänger.

Der neue VW Golf ist beinahe ein 3-Liter-Auto. Zumindest nach der Papierform. Die Schweizer Markteinführung war am 17. November 2012. Die Preise beginnen bei CHF 24’400.- (3-türiger 1.2 TSI, 85 PS, 5-Gang manuell); das ist CHF 1’300.- günstiger als der Vorgänger!

Bei der Präsentation stand der neue Golf auf einem Podest in der Neuen Nationalgalerie des Stararchitekten Mies van der Rohe in Berlin. Nicht nur Volkswagens Stardesigner Walter da’Silva wird diese Umgebung als angemessen empfunden haben. Schließlich hat sich der Golf während seiner langen Laufbahn zur einzigartigen Stilikone entwickelt, und es sieht ganz so aus, als könne er auch als Nummer 7 den Schritt zum automobilen Kulturgut schaffen.

Mit seinem geschärften Design und leicht geänderten Proportionen wirkt der neue Golf dynamischer.

Mit seinem geschärften Design und leicht geänderten Proportionen wirkt der neue Golf dynamischer.

Jedenfalls bemühte Volkswagen den Geist dieses Ortes Nationalgalerie nicht ohne Hintergedanken. Wie sagte Walter da’Silva? Es sei die schwerste Aufgabe eines Designers, einen neuen Golf zu gestalten. Er muss ein Golf bleiben und dennoch auf der Höhe der Zeit sein, nicht nur beim Aussehen, sondern auch in allen anderen Belangen.

VW-Vorstandschef Prof. Martin Winterkorn legte die Latte für den Neuen jedenfalls sehr hoch, als er zum bekannten Ziel, VW zum größten Autohersteller werden zu lassen, noch ein neues formulierte: «Wir wollen der beste Autobauer der Welt werden.»

Von hinten ist der neue Golf keine Revolution, trotzdem wirkt er moderner.

Von hinten ist der neue Golf keine Revolution, trotzdem wirkt er moderner.

Der Konzernchef weiter: «Mit der siebten Generation des Golf wollen wir diese Erfolgsgeschichte nun fortsetzen. Welches Potenzial dieser Volkswagen hat, zeigt die Tatsache, dass wir mit ihm die Gewichtsspirale umdrehen konnten: Obwohl der neue Golf sicherer, komfortabler und geräumiger als sein Vorgänger ist, wurde er bis zu 100 kg leichter und im Fall des neuen 140-PS-Benziners mit Zylinderabschaltung und einem Verbrauch von 4,8 l/100 km um 23 Prozent sparsamer».

Erschwinglich – Golf kann alles besser und kostet weniger
3,8 l/100 km
. Werte auf diesem Level sind beim neuen Golf nicht die Ausnahme, sondern die Regel: Die Grundmodelle verbrauchen als Benziner (TSI) 4,9 l/100 km und als Diesel (TDI) 3,8 l/100 km; die TSI knacken damit die CO2-Marke von 115 g/km CO2, die TDI mit 99 g/km die Grenze von 100 g/km CO2.

Den Spitzenwert liefert der Golf BlueMotion: Durch den Einsatz der effizientesten Systeme aus dem Technikbaukasten von Volkswagen setzt er mit nur 85 g/km CO2 und einem Durchschnittsverbrauch von 3,2 Litern Diesel auf 100 km neue Massstäbe für die Baureihe.

Prof. Dr. Winterkorn: «Der Verantwortung, in grossen Stückzahlen nachhaltige Automobile zu bauen, sind wir uns bei Volkswagen immer bewusst gewesen. Deshalb war es für uns wichtig, den sparsamsten Golf aller Zeiten zu bauen, der dabei erschwinglich bleiben musste. Das ist uns gelungen. Der siebte Golf ist extrem sparsam und serienmässig mit Stopp-Start-System und Rekuperationsmodus ausgestattet».

Das Cockpit ist klar gegliedert und leicht dem Fahrer zugewedet. Schmuckstück ist grosses Info-Display mit vielen optionalen Funktionen.

Das Cockpit ist klar gegliedert und leicht dem Fahrer zugewedet. Schmuckstück ist grosses Info-Display mit vielen optionalen Funktionen.

Mit zehn innovativen Assistenzsystemen ist der neue Golf auch ein väterlicher Freund. Er wacht stets über das Verkehrsgeschehen und greift zur Not mit Umsicht ein. Ausgeklügelte Technologien für mehr Sicherheit, die bisher nur in der Oberklasse verfügbar waren, werden mit dem neuen Golf volkstümlich. Zum Beispiel die Multikollisionsbremse. Sie greift nach einer Auffahrkollision von hinten automatisch ein und vernichtet kinetische Energie. Das proaktive Insassenschutzsystem spannt beim Einleiten einer Notbremsung automatisch die Sicherheitsgurte.

Die automatische Distanzregelung ACC arbeitet mit einem Radarsensor und bremst das Fahrzeug in Verbindung mit dem Tempomaten in Notsituationen bis zum Stillstand ab. Auch der Front Assist und die City-Notbremsfunktion überwachen das Verkehrsgeschehen und verhindern mittels Bremseingriff Unfälle. Der kamerabasierte Lane Assist ist ein  Spurhalteassistent mit sanftem Lenkeingriff. Falls die Müdigkeitserkennung ein Nachlassen der Konzentration feststellt, empfiehlt sie dem Fahrer eine Pause.

Beeindruckend ist die dynamische Fernlichtregulierung. Von einer Kamera überwacht werden die Bi-Xenon-Scheinwerfer mittels Masken nur in jenen Bereichen abgeblendet, in denen das System eine mögliche Störung registriert. Praktisch sind die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung und der Park Assist. Dem neuen System genügen Parklücken mit 80 cm Rangierraum. Das Lenken übernimmt das System, das neu auch rechtwinklig einparkieren kann.

Der neue VW Golf passt mit seinem coolen, pragmatischen Design gut in ein modernes, urbanes Umfeld.

Der neue VW Golf passt mit seinem coolen, pragmatischen Design gut in ein modernes, urbanes Umfeld.

Leicht – die Jagd nach jedem Gramm
So addieren sich 100 kg
. Gliedert man den Golf in die übergeordneten Bereiche Elektrik, Aggregate, Fahrwerk und Aufbau, ergibt sich je nach Variante, Motorisierung und Ausstattung folgende Verteilung für die Gewichtsreduzierung: bis zu -6,0 kg Elektrik, bis zu -40,0 kg Aggregate, bis zu -26,0 kg Fahrwerk und bis zu -37,0 kg Aufbau. Das Gesamtpotenzial der Massnahmen liegt somit rein rechnerisch sogar bei 109 Kilogramm; im Einzelfahrzeug werden jedoch aufgrund der praktisch umsetzbaren Konfigurationsmöglichkeiten maximal 100 kg erreicht. Am grössten ist die erreichte Gewichtsreduzierung im Bereich der Aggregate und des Aufbaus.

Dynamischeres Design
Beim Design sind die Wolfsburger
dabei einen deutlichen Schritt weitergekommen: Die Vorderachse rückte um 43 Millimeter nach vorn, was den Überhang verkürzt und den Radstand verlängert. Zusammen mit der etwas geringeren Höhe der sanft ansteigenden Motorhaube und dem Schwung in der Dachlinie entstehen so Proportionen, die den Golf kraftvoller und sportlicher wirken lassen.

Die Fenstergrafik, die umlaufende Charakterlinie, die auf Breite angelegte Front, die typische und markante C-Säule und die großen Heckleuchten im ebenfalls auf Breite getrimmten Heck geben ihm einen soliden Stand.

Auch der neue Golf verzichtet auf optische Spielereien. Er wirkt sachlich und schlicht und dennoch nicht langweilig, auch wenn er nicht überrascht.

Die Überraschung hebt er sich für den Innenraum auf. Dort erwartet den Golf-Fahrer ein in der üblichen Weise auf den Fahrer zugeschnittenes Cockpit, dessen Funktionen auf den ersten Blick niemanden irritieren. Auch hier ist Evolution und nicht Revolution angesagt, das Ganze aber eine Klasse wertiger.

Steigt man ein und erweckt den Golf zum Leben, kann man was erleben.

Der Touchscreen in der Mittelkonsole entpuppt sich als Schaltzentrale. Was man alles schalten kann, hat man über die Optionenliste selbst in der Hand. Der Golf lässt sich hochrüsten bis auf Oberklassenniveau.

Dazu passt auch der gewachsene Innenraum. Der lange Radstand kommt den Passagieren und dem Gepäck zugute. Hinten finden auch Große genügend Kopf- und Kniefreiheit und der Kofferraum wuchs um stattliche 30 Liter.

Der neue VW Golf fährt sich zwar unspektakulär, aber sehr effizient und leichtfüssig.

Der neue VW Golf fährt sich zwar unspektakulär, aber sehr effizient und leichtfüssig.

So fährt sich der neue Golf
Die konsequente Diät mit bis zu 100 kg Gewichtsreduktion verbessert nicht nur die Effizienz des neuen Golf. Sie fördert auch das agile und präzise Fahrerlebnis.
Der neue modulare Querbaukasten und die Optimierung vieler Bauteile schärft das Fahrerlebnis im neuen Golf spürbar. Kurven scheint er zu lieben, schlechte Strassen bügelt er wie von Zauberhand weg, hektischer Verkehrslärm lässt er wie ein Schutzschirm abprallen. Im neuen Golf fühlt man sich zuhause. Das Interieur ist eine Schaltzentrale mit Wellness-Faktor. Die Sitze bieten Langstreckenkomfort. Dank grossen Verstellbareichen von Sitz und Lenksäule finden Fahrer aller Körpergrössen eine entspannte Lenkposition.

Die hohe VW-Qualität und die wirksame Geräuschdämpfung lassen die Insassen stressfreies Reisen erleben. Durch die markante Gewichtsreduktion fühlt sich der neue Golf wie ein Jungbrunnen an. Speziell auf kurvenreichen Landstrassen. Zumal auch die überarbeitete McPherson-Vorderachse und die weiterentwickelte hintere Leichtbauachse abgespeckt haben. Dank dem auf hohe Steifigkeit ausgelegten Hilfsrahmen und der präzisen elektrischen Servolenkung fühlt man speziell beim Einlenken leichtfüssige Agilität. Dabei umrundet der neue Golf Biegungen wie auf Schienen – neutral und fast ohne Seitenneigung.

Die Vorderachse des neuen Golf rückte um 43 mm nach vorne, was den Überhang verkürzt und den Radstand verlängert. Das lässt ihn nicht nur dynamischer aussehen, es optimiert auch den Federkomfort. Mit der optionalen, adaptiven Fahrwerksregelung DDC (Dynamic Chassis Control) passt sich das Fahrwerk blitzschnell dem Fahrstil und der Strassenbeschaffung an. Der Fahrer kann unter Fahrprofilauswahl über den Touchscreen zwischen den drei Modi «Comfort», «Normal» und «Sport» wählen.

Eine Freude sind auch die Motoren und die Getriebe. Zum Beispiel der 140 PS starke Turbo-Benziner mit neuartiger Zylinderabschaltung und ruckfrei schaltendem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Aus tiefen Drehzahlen gefällt dieses Modell mit sportlichem Durchzug. Dass zwei Zylinder gelegentlich abgeschaltet werden, merkt der Fahrer nur an einer Infoleuchte. Oder an der Tankstelle: Verbrauch 4,8 l/100 km.

Im Wandel der Zeit. In den sieben Generationen hat sich der Golf zwar dramatisch verändert. Trotzdem ist er unverkennbar ein Golf geblieben.

Im Wandel der Zeit. In den sieben Generationen hat sich der Golf zwar dramatisch verändert. Trotzdem ist er unverkennbar ein Golf geblieben.

 

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