Fahrbericht Hyundai i30 Wagon: Vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan

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Hyundai ist auf der Überholspur. Ein knappes halbes Jahr nach dem erfolgreich lancierten Kompaktfahrzeug i30 schoben die Koreaner einen durch und durch europäischen i30 Wagon in beeindruckender Qualität nach. Wir sind ihn ausgiebig gefahren. Von Stefan Lüscher

Der neue Hyundai i30 Wagon macht aus jeder Perspektive eine gute Figur.

Das von Hyundai angeschlagene Tempo ist atemberaubend. Kein anderer Autohersteller gibt derzeit mehr Gas. 1977 kam Hyundai nach Europa, seit 1990 sind die Koreaner in der Schweiz präsent. Speziell in den letzten Jahren ist mit der jüngsten Produktoffensive auch der Marktanteil stark gewachsen. Im ersten Halbjahr 2012 betrug er bereits stolze 3,8%. Tendenz steigend. Damit liegt Hyundai als zweite asiatische Marke hinter Toyota auf Gesamtrang 11. Der neue i30 lag kurz nach dem Verkaufsstart auf Gesamtrang 7 der Kompakten.

Wir erinnern uns gut an die ersten, hässlichen Blechbüchsen der Koreaner. Zu verkaufen waren sie nur über einen extrem tiefen Preis. Doch das ist vergessen. Heute steht Hyundai für hohe Qualität, zeitgemässes und emotionales Design und moderne Technik. Designchef seit bereits 10 Jahren ist der ehemalige BMW-Designer Thomas Bürkle (51), konstruiert wurde der i30 in der Europazentrale in Rüsselsheim (D) und gebaut werden die europäischen Modelle in Nosovice in Tschechien.

Mit seinem frischen Design ist der neue Hyundai i30 eine poristive Erscheinung im modernen Strassenbild

Hochwertige Ausstattung mit allen trendigen Features
Das Ergebnis sind Fahrzeuge, bei denen selbst überzeugte Golf-Besitzer ins Grübeln kommen. Als vor einigen Jahren erstmals von Premium gesprochen wurde, lachte man die Koreaner aus. Heute wird selbst dieses Attribut ernst genommen. Hyundai versteht unter «Modern Premium» eine hochwertige Ausstattung in guter Qualität zu vernünftigen Preisen.

Bezüglich Ausstattung wird in der neuen, zweiten i30-Generation inzwischen alles geboten, was moderne Autofahrer erwarten: hochwertige Materialien mit angenehmer Haptik, tadellose Verarbeitung, attraktives Design und viel Komfortelektronik. Je nach Ausstattungsniveau gibt es LED-Tagfahrlicht, dynamisches Kurvenlicht, ein grosses Glasschiebedach mit elektrischen Sonnenstoren, ein grosses Navigationsdisplay mit Touch-Screen-Bedienung, Multifunktionslenkrad, Rückfahrkamera, Reifendruck-Kontrollsystem, Berganfahrassistent und vieles mehr.

Stattlicher und komplett ebener Laderaum
Der i30 Wagon ist kein typischer Kombi und vermittelt optisch gar nichts von einem Lastentransporter. Er überzeugt hingegen mit fliessendem Design, das sich erst hinter der B-Säule vom Kompaktmodell unterscheidet. Innerhalb des C-Segments ist er eher klein, sein Innenraum darf sich jedoch sehen lassen. So kann es gut passieren, dass er dem i30 den Rang abläuft. Gegenüber dem fünftürigen Kompaktmodell i30 ist der i30 Wagon bei identischem Radstand (2,65 m) 18,5 cm länger und 3 cm höher (Dachreeling). Der Laderaum legte zum Kompaktmodell (378 bis 1316 Liter) deutlich zu und fasst mit doppeltem Boden 528 bis 1642 Liter. Dank dem Vorklappen der geteilten Rücksitze entsteht eine komplett ebene Ladefläche. Clever und für die Klasse neu ist ein auf Aluschienen geführtes, optionales «Gepäckmanagement-System», mit dem sich der Laderaum praktisch einteilen lässt und das Ladegut festzurren lässt.

Im modernen Cockpit des Hyundai i30 fühlt man sich auf Anhieb wohl.

Topmotorisierung mit sparsamem und souveränem Turbodiesel
Als Antriebe stehen wie beim i30 drei moderne Motoren mit Stopp-Start-System zur Wahl. Das ist gegenüber der europäischen Konkurrenz etwas dürftig, zumal sich beide Benziner ziemlich müde anfühlen und wenig Kraftreserven bieten. Sie leisten 100 PS (1.4) und 135 PS (1.6).

Die souveränste und gleichzeitig sparsamste Motorisierung stellt der 1.6 CRDi Turbodiesel mit 128 PS und einem Drehmoment von 260 Nm in Verbindung mit dem manuellen, gut abgestuften und präzise schaltbaren 6-Gang-Getriebe dar.

Das Diesel-Aggregat ist zwar kein Sportler, es verfügt aber über akzeptable Kraftreserven, vermittelt einigen Fahrspass und kann bei Bedarf auch sehr schalfaul gefahren werden, wenngleich die Power beim Überholen eher knapp wird. Das Ansprechverhalten des Turbo ist recht spontan und die Geräuschentwicklung moderat. Dabei lässt sich der Diesel in der Praxis mit knapp 6 l/100 km im Alltagsverkehr bewegen, inklusive Zwischenspurts, Staus, Autobahnetappen und Bergfahrten.

Der Hyundai i30 Wagon ist kein Riese, innerhalb der Kompaktklasse bietet er jedoch ein geräumiges Ladeabteil.

Ausgewogen wie beim i30 sind das Fahrverhalten und der Federkomfort. In Kurven outet sich der i30 Wagon als typischer Fronttriebler mit moderatem Untersteuern. Was er nicht mag, sind allzu schlechte Strassen mit Querfugen, da neigt dann die Hinterachse zum poltern. Eine Spezialität stellt die elektrische Servolenkung mit drei Fahrprogrammen dar, wenngleich man in der Praxis diese Funktion voraussichtlich selten nutzt und im Modus «Normal» fährt.

Die Listenpreise des neuen i30 Wagon beginnen bei günstigen CHF 18’240.–, zumal Hyundai die Preise im Mai 2012 generell um 14 % gesenkt hat. Das teuerste Modell, der 1.6 SRDi Premium mit Automatik-Getriebe kostet CHF 33’390.–.

Steckbrief: Hyundai i30 1.6 CRDi Wagon Style
Modell
: Fünfplätziges Kombimodell mit fünf Türen im C-Segment
Länge/Breite/Höhe
: 4,49 m/1,78 m/1,50 m
Radstand
: 2,65 m
Gewicht
: ab 1542 kg
Laderaum:
528 bis 1642 Liter
Motor
: 1.6 CRDi Vierzylinder-Turbodiesel Leistung 128 PS/94 kW, 260 Nm von 1900 bis 2750/min.
Antrieb
: Vorderradantrieb, manuelles 6-Gang-Getriebe
Fahrleistungen
: 0-100 km/h in 11,2 s, Spitze 193 km/h
Verbrauch
: Norm 4,5 l/100 km
Preis
: (mit Ausstattung Style) CHF 28’240.–
Markteinführung
: September 2012

Die Sitze des Hyundai i30 bieten vorne und hinten guten Komfort, Die Platzverhältnisse sind klassenüblich gut.

Weitere Modelle:
I30 1.4 Wagon, Benziner, 100 PS/137 Nm, CHF 18’240.–
I30 1.6 GDi Wagon, Benziner, 135 PS/164 Nm, ab CHF 26’240.–
I30 1.6 CRDi Wagon, Turbodiesel, 128 PS/260 Nm, ab CHF 22’240.–

Plus
+ Modernes, europäisches Design
+ hochwertige Ausstattung
+ geräumiges Interieur bei kompakten Massen
+ durchzugsstarker Turbodiesel
+ attraktiver Einstiegspreis
Minus
schwache Benzinmotoren
etwas träge Getriebeautomatik (Option)

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