Rolls Royce: 10 Jahre mit BMW

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Es gibt Autos und es gibt Rolls Royce. Die beste Automarke der Welt feiert die 10 Jahre-Allianz mit BMW mit einer hochklassigen Ausstellung im BMW-Museum in München und einer exklusiven Jubiläumsfahrt.
Von Stefan Lüscher

Der oppulente Grill und das kantige Design machen den Rolls Royce zu einer monumentalen Erscheinung.

Der oppulente Grill und das kantige Design machen den Rolls Royce zu einer monumentalen Erscheinung.

Vor zehn Jahren war die Übernahme von Rolls Royce durch BMW ein Geniestreich, bei dem die Bayern triumphierten und der Volkswagen-Konzern schäumte. Heute ist die Allianz eine Erfolgsgeschichte. Rolls Royce konnte seine Produktionszahlen beinahe verdoppeln und vermeldete mit 3575 Fahrzeugen im 2012 ein neues Rekordergebnis in der 108-jährigen Geschichte.

Bis 2008 wurden noch maximal 1200 Einheiten abgesetzt. Mit der kleineren Baureihe «Ghost» und einem auf 109 Stützpunkte expandierten Händlernetz konnte der Absatz fast verdreifacht werden. Dabei betont man mit Stolz, einen Minimalpreis von 200’000 Euro keinesfalls unterschreiten zu wollen.

Trotzdem erwartet Rolls Royce auch 2013 einen neuen Absatzrekord. Daher wollen die Briten ihre Belegschaft von 1300 Mitarbeitern um rund 100 aufstocken, zumal im Herbst die Produktion des neuen Highend-Coupés Wraith anläuft. Die Hauptabsatzmärkte sind die USA und China vor dem Heimmarkt UK. In der Schweiz werden pro Jahr rund 35 Rolls Royce verkauft.

Das Fahren eines Rolls Royce ist auch für einen abgebrühten Autojournalisten etwas ganz Besonderes.

Das Fahren eines Rolls Royce ist auch für einen abgebrühten Autojournalisten etwas ganz Besonderes.

Einen Rolls Royce kauft man wie einen Kunstgegenstand
Wer sind die Kunden? Grundsätzlich mal Millionäre. Aber im aktuellen Klima getrauen sich längst nicht alle, sich mit einem Rolls Royce zu exponieren. Produkt- und Strategiemanager Ulrich Bien (39): «Europa und die Schweiz sind momentan etwas schwierig. Da kaufen nur Enthusiasten und Sammler. Weniger Probleme haben englische Unternehmer, einen Rolls Royce tagtäglich zu fahren. Und in China ist er ein höchst erstrebenswertes Statussymbol

Rolls Royce ist die stärkste Marke der Welt, sie besitzt eine unerreichte Aura. Nicht von ungefähr bezeichnet man die beste Kaffeemaschine, das beste Mountainbike, den besten Fernseher als Rolls Royce unter den Kaffemaschinen, Moutainbikes oder Fernsehern. Rolls Royce baut vielleicht nicht die besten Autos der Welt bezüglich des technischen Wettrüstens immer raffinierterer Assistenzsysteme. Diesbezüglich können die Briten mit ihren kleinen Stückzahlen den Spagat gegen hochentwickelte Grosserienprodukte unmöglich stemmen.

Rolls Royce definieren sich mit Detailpflege in Perfektion und sie werden auch völlig anders gekauft, als andere Autos. «Bei unseren Kunden stehen die Materialien, die Exklusivität und die Verarbeitung im Vordergrund», präzisiert Ulrich Bien. Und weiter: «Ein Rolls Royce ist mehr Kunstgegenstand, Statussymbol und Lebensphilosophie als Auto. Man denkt beim Kauf in völlig anderen Dimensionen und kauft ihn eher wie eine Inneneinrichtung eines Ferienhauses oder ein Gemälde und selten mit Fokus auf die Technik. Ein Rolls Royce ist auch nie das einzige Auto seiner Besitzer. Die haben mindestens drei andere, öfter noch mehr.»

Der Sternenhimmel entsteht in zwei Tagen Handarbeit
Entwickelt werden Rolls Royce mit eigenen Ingenieur- und Designteams in München. Gebaut wird aber alles in Handarbeit in einer vor zehn Jahren gebauten Fabrik in Goodwood. Allein in der Holzverarbeitung und der Lederabteilung arbeiten je über 200 Leute. Der unvergleichliche Glasfaser-Sternenhimmel mit bis zu 1800 Sternen wird in zwei Tagen Handarbeit hergestellt. Unregelmässigkeiten im Holzfurnier werden von Kunsthandwerkerinnen mit dem Pinsel ausgebessert. Für die seitliche, sogenannte Coachline gibt es EINEN Mitarbeiter, der diese in acht Stunden von Hand auf die Karosserie pinselt!

Die Emily ist eine symbolträchtige Kühlerfigur mit ungebrochener Faszination.

Die Spirit of Ecstasy ist eine symbolträchtige Kühlerfigur mit ungebrochener Faszination.

Auch betreffend Umweltverträglichkeit gibt sich Rolls Royce vorbildlich. Bien: «Unsere Fahrzeuge brauchen zwar mehr Benzin als andere. Dafür sind sie höchst effizient und auch nach 30 Jahren noch so gut wie neu. Zumal ihre durchschnittliche Kilometerleistung minimal ist. Beim Drophead sind es gerade mal 1500 km/Jahr. Grössten Wert legen wir auf eine umweltgerechte Produktion und auf eine nachhaltige und ethisch korrekte Materialwahl. Illegale Hölzer, Elfenbein und Krokodilleder würden wir trotz Individualisierungsprogramm für keinen Kunden verarbeiten

Man glaubt in einer monumentalen Skulptur zu schweben
Und wie fahren sich diese rollenden Kunstwerke? Monumental und königlich. Man residiert in einem auf Wesentliche beschränkten Interieur und geniesst gleichzeitig maximalen, stilsicheren Luxus. Man fühlt von der Aussenwelt grosses Interesse und Respekt und gleitet gleichzeitig völlig entrückt von allen Alltagssorgen dahin. Stressfrei und unendlich souverän. Und im Ghost, wenn es sein muss, sogar höchst dynamisch. Der Doppelturbo-Direkteinspritzer katapultiert die fahrbare Skulptur (2,3 Tonnen) in 4,9 Sekunden auf Tempo 100! Im offenen Drophead bewegt man trotz Aluminium-Spaceframe-Karosserie immerhin 2,75 Tonnen – und glaubt zu schweben. Vom Motor hört man absolut nichts. In Fahrt dringt nur leises Rauschen zu den Insassen, die sich auf jedem einzelnen Sessel gleichermassen wohl fühlen.

Das aktuelle Modellportfolio von Rolls Royce beinhaltet  den überarbeiteten Phantom (6,7-Liter-V12, 460 PS, 8-Gang-Automat) in zwei Längen (ab CHF 580’200.–), als Coupé (ab CHF 622’600.–) und als Drophead-Cabrio (ab CHF 646’600.–). Dazu kommen der kleinere Ghost (6,6-Liter-V12-Biturbo, 570 PS, 8-Gang-Automatik) in zwei Längen (ab CHF 379’300.–) sowie ab Herbst das technisch auf dem Ghost aufbauende Highend-Coupé Wraith ab CHF 399’600.–.

Und wie sieht es mit zukünftigen Produkten aus? Bien: «Wenn die Nachfrage da ist, sind wir bereit für Hybrid- und sogar reine Elektroantriebe. Achtzylinder und Diesel sind kein Thema, da dies von Rolls Royce niemand erwartet. Allradantrieb brauchen wir auch nicht. Unsere Kunden fahren im Winter alle mit dem Range Rover. Zudem wäre er mit den aktuellen V12-Motoren technisch kaum möglich.»

Was in 108 Jahren Firmengeschichte möglich war, präsentiert eine sehr sorgfältig gestaltete Sonderausstellung im BMW Museum in München. Sie zeigt 15 bedeutende Rolls Royce-Modelle ab 1907 und erzählt die einzigartige Firmengeschichte mit vielen Displays und Gegenständen. Geöffnet ist sie noch bis März 2014. Infos: www.bmw-welt.com

Comments (1)

DieterJanuar 16th, 2014 at 19:44

Rolls Royce und BMW stellen echt klasse Autos her. Denke ich werde mir die Ausstellung in der BMW Welt anschauen. Werden mir wohl so schnell keinen Rolls Royce leisten können, aber sie sind auch schön anzuschauen. Habe mich selber letztens für eine der vielen BMW-Occasionen meines BMW Schwyz Händlers entschieden und bin damit voll zufrieden.

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